Da ich bereits einige kuriose bis gruselige Anwendungen des automatischen Blockiermodus gesehen habe, veranlasste ich die Jungs im QA Lab, ein paar dieser Setups zu testen, und zwar:

a) Falsche Verwendung eines standardmäßigenSicherungsgeräts im automatischen Blockiermodus.
b) Verwendung von mehreren Karabinern als „Bremse“, um das Einholen des Seils zu erleichtern.

1. FALSCHE VERWENDUNG EINES STANDARDMÄSSIGEN SICHERUNGSGERÄTS IM AUTOMATISCHEN BLOCKIERMODUS

Ein Autotuber ist super zum Nachsichern von einer oder zwei Personen in einer Mehrseillängenroute. Bei richtiger Anwendung (an einem SOLIDEN Stand, korrekt eingefädelt, immer die Bremshand am Seil usw.) kann das Seil problemlos eingezogen werden und blockiert einen oder beide Seilstränge, falls der/die nachsteigende(n) Kletterer stürzen. Allerdings denke ich, dass die jüngste Popularität dieser Geräte zu einer gewissen Verwirrung geführt hat. Vor ein paar Wochen war ich in den Red Rocks in einer klassischen (sprich: überfüllten) Route unterwegs und sicherte meinen Partner im Vorstieg. Ein Kletterer unterhalb von uns gesellte sich am Stand zu mir und richtete sein Sicherungssystem ein, indem er den aus zwei Bohrhaken bestehenden Stand mit einer Bandschlinge ausglich (der Einbindepunkt war auf Brusthöhe) und ein standardmäßigesATC-Gerät als Autotuber verwendete. Ich machte ihn höflich darauf aufmerksam, dass sein Sicherungssystem nicht ideal sei, da der Sichernde seinen Arm über die Brust heben müsse (siehe Foto), um den Kletterer abzufangen, und er den Sturz möglicherweise nicht halten könne. Der Kletterer versicherte mir, dass sie „das immer so machen“ und dass der nachsteigende Kletterer sowieso nicht stürzen würde, weil das Klettern „so leicht“ sei.

demonstration being set up of incorrect use of belay device off of an anchor

Falsche Einrichtung eines standardmäßigen Sicherungsgerät am Stand

Ob es nun daran lag, dass er nicht genau verstanden hat, wie ein Autotuber bzw. der automatische Blockiermodus funktioniert, weiß ich nicht. Ich kann nur hoffen, dass es für die meisten Leserinnen und Leser offensichtlich ist, dass bei der Verwendung eines standardmäßigen Sicherungsgeräts wie oben beschrieben, dieses beim Sturz eines Nachsteigers NICHT automatisch blockiert und es SEHR SCHWIERIG ist, den Nachsteiger mit der Hand zu halten, wenn er/sie das Seil beschwert. Bei der Verwendung eines standardmäßigen Sicherungsgeräts zum Nachsichern einer nachsteigenden Person sichere ich immer über die Sicherungsschlaufe meines Klettergurts und lasse das Seil durch den Stand laufen – auf diese Weise wirkt die Last auf den Stand, falls der zweite Kletterer stürzen sollte. Manche Leute sichern direkt über den Klettergurt nach unten zum Kletterer, wobei jedoch im Falle eines Sturzes der Sichernde von der Kante weggerissen und in zwei Richtungen gezogen wird (der Sichernde ist mit dem Stand verbunden, aber der gestürzte Kletterer zieht nach unten).

Die richtige Konfiguration eines Autotubers wird nachfolgend gezeigt.

engineer showing how to correctly use an autoblock device

2. VERWENDUNG VON MEHREREN KARABINERN ALS BREMSE, UM DAS EINHOLEN DES SEILS ZU ERLEICHTERN

Mir haben einige Leute geschrieben, dass mit einem Autotuber wie dem ATC-Guide das Einholen des Seils Sichern eines Nachsteigers extrem anstrengend ist. Es stimmt, dass das Hochziehen von dicken Seilen (d.h. 10,5 mm und mehr) zu mehr Reibung führt und daher auch mehr Kraftaufwand erfordert als das Hochziehen von dünnen Seilen. Welche Möglichkeiten gibt es also, außer besser ein dünnes Seil zu verwenden, um sich das Leben ein wenig leichter zu machen? Mir haben einige Leute erzählt, dass sie mehrere Karabiner als Bremse verwenden, um Kraft zu sparen, wobei sie jedoch über den potenziellen Verlust der Blockierfähigkeit besorgt sind, sollte der Nachsteiger stürzen. Also bat ich einen Mitarbeiter unseres QA Teams hier bei Black Diamond, ein paar schnelle, inoffizielle Tests mit zwei unserer beliebtesten Modelle von Verriegelungskarabinern durchzuführen, dem RockLock (runder Querschnitt) und dem VaporLock (flacher Querschnitt). Hier die Ergebnisse:

Aufnahmekraft

setup for testing carabiner breaking points

table showing the results of testing

In unseren Tests hat sich gezeigt, dass die Verwendung von mehreren (zwei) Karabinern die erforderliche Kraft zum Einziehen des Seils tatsächlich ERHÖHT.

·        Das liegt vermutlich daran, dass zwar der Radius des überlaufenden Seils oben am Gerät größer ist, der Radius unten, wo das Seil einklemmt, aber enger ist. Außerdem glaube ich, dass mehrere Karabiner das Seil fester in die Rillen des Sicherungsgeräts drücken, was zu mehr Reibung und damit zu mehr Kraftaufwand beim Einziehen des Seils führt.

·        Unsere Daten bestätigten außerdem einen Effekt, den viele in der Praxis bemerkt und genutzt haben – die Form des Querschnitts eines Karabiners hatte einen Einfluss auf den erforderlichen Kraftaufwand beim Einziehen (d.h. runder Querschnitt des Karabiners = leichteres Einziehen des Seils; flacher Querschnitt des Karabiners = schwierigeres Einziehen des Seils).

Haltekraft

carabiner setup for testing

table showing the results of testing.

Bei unseren eingeschränkten Tests haben wir erneut festgestellt, dass die Verwendung von zwei Karabinern die Haltekraft tatsächlich ERHÖHT.

·        Der Grund ist der gleiche – obwohl der Radius, über den das Seil am oberen Ende des Systems läuft, größer ist und man denken könnte, dass dies die Haltekraft reduziert, bewirken die doppelten Karabiner am unteren Ende des Systems, wo sich das Seil im Sicherungsgerät festklemmt, einen engeren Radius und daher eine HÖHERE Haltekraft.

·        Und auch hier zeigten die Daten, dass Karabiner mit einem flachen Querschnitt eine größere Haltekraft haben als Karabiner mit einem runden Querschnitt.

Was ist die ultimative Lösung? Du musst einfach einen Mittelweg finden, der für die jeweilige Situation funktioniert. Die Seiltypen, die ich verwende, umfassen 8.1 mm (Halbseile), 9.1 mm, 9.7 mm oder sogar 10.2 mm. Mit dünnen Seilen verwende normalerweise einen VaporLock (flacher Querschnitt) und mit dickeren Seilen einen RockLock (runder Querschnitt).

Nochmal, das sind alles nur grobe Einschätzungen und nicht in Stein gemeißelt. Um zu konkreten Schlussfolgerungen zu kommen, müssten eingehendere Tests durchgeführt werden. Ich bin sicher, dass es einen Punkt gibt, an dem mehr Karabiner den Kraftaufwand beim Einholen verringern und die Klemmkraft reduzieren würden. Vielleicht schon bei drei Karabinern? Nein, denn das haben wir gestestet. Vielleicht vier oder fünf? Keine Ahnung, aber so weit sind wir nicht gegangen. Außerdem bin ich kein Bergführer würde mich nie als einen ausgeben. Für professionelle Anweisungen solltest du dich an einen qualifizierten, zertifizierten Bergführer wenden.

Pass gut auf dich auf.

KP