Zehn Jahre…

Es ist bereits 10 Jahre her, dass ich beim Verbier Xtreme auf dem Podium stand. Der zweite Platz bei diesem Event und der dritte Platz in der Gesamtwertung.  Und das in meiner ersten Wettkampfsaison!

Rückblickend denke ich, dass ich mit meinen 21 Jahren extrem motiviert war. Seitdem ist viel passiert.

Heute bin ich mir nicht sicher, ob man mich jemals wieder mit einer Startnummer sehen wird...

Ich verbrachte insgesamt zwei Jahre auf der Freeride World Tour, mit einem sehr guten ersten Jahr, gefolgt von einem völlig verkorksten zweiten Jahr.

Ich war also aus dem Rennen und musste mich von der FWT verabschieden.

Für mich war der Abschied von der Tournee lange schwer zu verdauen, und meine Leidenschaft für das Skifahren war dahin. Ich habe einfach nicht verstanden, wie ich die zweite Saison so in den Sand setzen konnte. Mein ganzes Leben hatte sich um Wettkämpfe gedreht, und ich dachte, dass es unmöglich sei, ohne sie auszukommen. Ohne einen Titel als Freeride World Champion.

Heute, 10 Jahre später, habe ich glücklicherweise einen anderen Blick auf die Dinge. Ich habe gelernt, mit meinen Emotionen und Misserfolgen umzugehen.  Und auch wenn ich mit 32 Jahren nicht mehr an Wettkämpfe denke, wird die Freude am Skifahren ewig in mir weiterleben.

Heute sehe ich den Berg mit anderen Augen. Es gibt jeden Tag neue Herausforderungen, die mich motivieren und anspornen. Ich will keinen einzigen Skitag verpassen und immer das Beste daraus machen. Rückblickend hat sich doch nicht alles geändert. Die Lines, die ich früher beim Training und bei Wettkämpfen gefahren bin, sind immer noch da und bringen mich noch immer zum Träumen. Immer wieder fahre ich meine Schwünge, nur mit einer anderen Vision. Mein Skistil hat im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Ich interessiere mich mehr für Geschwindigkeit als für technisch anspruchsvolle Lines. Ich liebe es, Schwünge voll auszufahren.

Der Bec des Rosses hat meine Karriere als Profiskifahrer begleitet und ist Teil meiner Geschichte. Im Wettkampf gibt es keinen anderen Berg wie diesen! Es ist der legendäre Mittelpunkt der Tour, der heilige Gral der Rennstrecke! Wenn du einmal ein Rennen am Bec gefahren bist, wirst du dich für den Rest deines Lebens daran erinnern.  Und mit einem Podiumsplatz als Bonus ist es einfach nur unbeschreiblich.

Viele Menschen haben diese Zeit und Erfolge vergessen, aber nicht ich.

Dieser Podiumsplatz wird ein Leben lang eine meiner schönsten Erinnerungen sein, wenn nicht sogar die schönste.

Letzten Winter bin ich zum Skifahren in diese Gegend zurückgekehrt, nachdem ich mich lange Zeit gefragt hatte, wie es sich ohne Startnummer auf Brust und Rücken anfühlen würde. Ich hatte zwar das Glück, zwei Mal an einem Wettbewerb auf dieser Strecke teilzunehmen (mit einem 2. und 6. Platz als Ergebnis), aber ich bin sie nie einfach nur zum Spaß gefahren. Ich fand es wirklich cool, ohne Konkurrenzkampf und mit einem neuen Skistil zurückzukehren. Nicht um zu springen, sondern einfach um eine neue Abfahrt zu entdecken und zum Vergnügen zu fahren. Ich bin jetzt ein anderer Skifahrer. Ich springe nicht, wenn ich es muss. Ich springe, wenn ich Lust dazu habe.

Das Verbier Xtreme, das jeden Winter Ende März stattfindet, beendet jedes Jahr die Wettkampfsaison, jedoch nicht die Skisaison. Nun ist es Zeit für Freunde, Familie und die Berge. Es gibt noch ausreichend Zeit, ohne Druck Ski zu fahren.

Aus meiner langjährigen Erfahrung habe ich gelernt, mir während der Saison Zeit für Skitage mit den Menschen zu nehmen, die mir am wichtigsten sind. Nicht zu warten, bis der Winter vorbei ist. In der Vergangenheit habe ich das oft vergessen und war vielleicht zu sehr auf die Wettkämpfe und das Training fokussiert. Zum Glück bin ich mir dessen jetzt bewusst, daher möchte ich das „wirkliche“ Leben nicht mehr beiseite schieben oder es mir vorenthalten. Dies ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg. Diese Balance musst du finden. Denn wenn du an Wettkämpfen teilnimmst, besteht die Gefahr, dass du dich abkapselst. Du hast Scheuklappen an und nur noch

Das eine Ziel vor Augen.  Du lebst für den Wettkampf. Du fährst Ski für den Wettkampf. Und vieles bleibt dabei auf der Strecke. Es ist schwer herauszufinden, was dir zum Erfolg verhilft und was dich eher hindert. Im Jahr 2012 stand ich zu sehr unter Druck und verlor jegliche Lockerheit... Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Das war ein Schlag ins Gesicht, ein echter Rückschlag. Manchmal vermisse ich noch meine Startnummer, aber das Skifahren mit meiner Familie hat jetzt Priorität in meinem Leben. Der Wettbewerb, die Freude am Ruhm, sie hält nur eine Weile an. Aber das Glück, das mir meine Lieben schenken, ist unermesslich.

In meiner Karriere als Skifahrer gab es viele Höhen und Tiefen. Die Wettkämpfe sind nicht so verlaufen, wie ich gehofft hatte. Ich machte Fehler, z.B. beim Umgang mit Emotionen und Leistungsdruck, lernte aber auch, mich wieder auf die Füße zu stellen. Ich wurde erwachsen. Ich entdeckte Videoaufnahmen und Fotografie als neue Herausforderung und als Ventil. Ich hatte die Möglichkeit, einen neuen Weg in meiner Karriere einzuschlagen, neue Visionen zu verwirklichen und meine Fähigkeiten zu zeigen, egal zu welcher Jahreszeit. Mein einziger Wunsch ist es, so lange wie möglich Ski zu fahren und jeden Tag draußen in den Bergen Spaß zu haben.

Wenn ich an meine Eltern denke, die mit fast 70 Jahren noch immer täglich Ski fahren, ganz gleich bei welchen Bedingungen, erinnert mich das an das Gefühl, das ich mit 21 hatte. Skifahren ist ein wunderbarer Sport.

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